25 Jahre Lungenstiftung (Swiss Lung Foundation)
Die Schweizerische Lungenstiftung kann dieses Jahr mit diesem Tätigkeitsbericht auf 25 Jahre erfolgreiches Wirken für gesunde Lungen und saubere Atemluft zurückblicken.
Aus Dankbarkeit über die grosszügige Unterstützung meines eigenen Medizinstudiums durch ein kantonales Stipendium und der Chance einer bezahlten zweijährigen Weiterbildungsstelle zum Lungenarzt in New York wollte ich mit einer Stiftung auch etwas für die Ausbildung von Lungenärzten im Ausland tun. Gleichzeitig konnte ich so vor allem auch die mir als Präsidenten der Lungenliga zustehende Entschädigung direkt für gesunde Lungen einsetzen.
Nach dem Entscheid im Jahre 1987, als Chefarzt in der Zürcher Höhenklinik weiter zu arbeiten und nicht mehr ans Universitätsspital oder ins Triemlispital in Zürich zurück zu kehren, und dem Kauf unseres Bauplatzes an der Hömelstrasse in Wald entschloss ich mich deshalb, eine gemeinnützige Stiftung zu errichten. Mit Hilfe unseres Rechtsanwaltes Caspar Hürlimann beurkundeten wir am 28. April 1988 in Zürich die Stiftung mit dem ursprünglichen Namen „Pro Pulmone“ (lat. „für die Lunge“). Sie hat bis heute zum Zweck „Lungenkrankheiten zu verhüten, zu bekämpfen und zu erforschen, zum Wohl der Allgemeinheit wie auch einzelner Betroffener“.
Das anfänglich von mir gestiftete Grundkapital von 5000 Franken wurde in den folgenden Jahren hauptsächlich aus meinen weiteren Nebeneinnahmen von Vorträgen und Privatpatienten sukzessive weiter erhöht. Die Einzahlungen wurden von der Aufsichtsbehörde, anfänglich der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich, später dem Departement des Inneren in Bern, beaufsichtigt und als steuerbefreit anerkannt.
Von Anfang an halfen mir dabei Caspar Hürlimann als Vizepräsident und Raymond Wegmann als Quästor und Martin Müller als Revisor. Letzterer wurde 1993 auf eigenen Wunsch durch Hans Kurmann, meinen Dienstkameraden aus der Rekrutenschule in Frauenfeld 1962, ersetzt.
Bereits im Juni 1994 wurde erstmals ein Forschungsstipendium für einen angehenden Lungenarzt, Karl Klingler, für New York bewilligt. Anlässlich meines Besuches im August 1995 im Bellevue Spital in Manhattan, wo er wie ich selber 20 Jahre früher seine Ausbildung zum Lungenarzt und Forschungsarbeiten absolvierte, konnte ich mich vergewissern, dass er und seine Frau mit den zwei Söhnen damit in Mt. Kisko nördlich von New York gut leben konnten. Er publizierte während seines zweijährigen Aufenthaltes insgesamt acht Abstracts und zwei Originalarbeiten auf dem Gebiet der Tuberkulose und wurde nach seiner Rückkehr in die Schweiz mein Oberarzt in Wald.
Als nächster Beitragsempfänger ist sicher Prof. Nino Künzli zu erwähnen, welchen wir zur Erlangung seines Doktorats der Universität Berkeley in Kalifornien im Schlussjahr zur Verfassung der Dissertation (1996) – zurück in der Schweiz - ebenfalls zusammen mit seiner grossen Familie, unterstützten.
Nach Professuren in Los Angeles und Barcelona wurde er 2009 zum Ordinarius für Sozial- und Präventivmedizin der Uni Basel gewählt und als Vizedirektor des Schweizerischen Tropen- und Public Health Instituts zurück nach Basel berufen.
Er ist heute der bestbekannte Schweizer Forscher zu Luftverschmutzung und Gesundheit. Die Homepage www.propulmone.ch wurde 1999 erstmals aufgeschaltet. Im gleichen Jahr wurde ein Preis zur Unterstützung der klinischen Forschung am Bellevue Spital geschaffen, mit welchem dort die Ausbildung auch von Schweizer Ärzten weiter gefördert werden sollte. Es liess sich aber leider niemand mehr dafür aus Zürich begeistern, auch nicht Dr. Alexander Turk, mein späterer Nachfolger als Chefarzt in Wald.
Im Jahre 2003 beschloss die Stiftung eine Namensänderung und die Fusion mit der Hannah Lasch Stiftung. Das lateinische pro pulmone“ fand nicht genügend Beachtung, der neue Name „Schweizerische Lungenstiftung“ mit einer neuen Homepage www.swisslung.org war viel sexier! Hannah Lasch war die Sekretärin meines Vorgängers in Wald, Prof. Häfliger. Bei ihrem Tod 1958 vermachte sie ihm ihr ganzes Vermögen von über 60‘000 Franken für eine Stiftung zur Förderung der Tuberkuloseforschung. Er legte diese Summe so gewinnbringend an, dass 2003 bereits ein Stiftungsvermögen von 315‘000 Franken zur Verfügung stand.
Er selber verzichtete weiter auf sein Vorrecht, jährlich 1000 Franken für eigene Bücher davon zu beanspruchen. Damit stand auch bei der Aufsichtsbehörde einer Fusion nichts mehr im Wege, zumal ich ja inzwischen schon vor dem Tode von Prof. Häfliger im Jahre 2005 selber Präsident dieser Hannah Lasch Stiftung geworden war.
Als neue Stiftungsräte wurden Beat Honegger und Pieter Langloh dazu gewählt, letzterer als neuer Vizepräsident. Zudem wurde als zweiter Revisor, und später ebenfalls Stiftungsrat, Jakob Walter gewählt.
Als nächste Stipendiatin wurde mit Silvana Rampini erstmals eine Frau von 2003 bis 2005 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medizinische Mikrobiologie in Zürich unterstützt. Sie untersuchte dort die Rolle von Proteasen auf die Tuberkulosebakterien im Labor. Sie wurde inzwischen Mutter von drei Kindern und ist Oberärztin für Infektionskrankheiten am Universitätsspital. Eine weitere Infektiologin, Beatrice Lüthi, wurde 2009 für einen Forschungsaufenthalt am Tygerberg Spital in Kapstadt unterstützt. Sie leitet heute ein Aidsprogramm von Médecins Sans Frontières in KwaZulu Natal in Südafrika.
Ihr bisher grösstes Engagement ging Swiss Lung 2006 mit Prof. Jeffrey Sachs am Earth Institute der Columbia Universität in New York ein: mit insgesamt 200‘000 US$ bezahlte sie das Salär von Yanis Ben Amor, eines Mikrobiologen mit Schweizer und Tunesischer Herkunft, für seinen Einsatz in den Millenium Villagesvon 2006 bis 2011.
In diesen acht ärmsten Regionen Afrikas mit je etwa 35‘000 Einwohnern war er für die Tuberkulose- und später auch AIDS- und Malaria- Bekämpfung verantwortlich. Zusammen mit meinem Berufspartner Prof. Neil Schluger von der Columbia Universität konnte ich seine Arbeit in New York mit verfolgen.
Ich selber wollte Yanis Ben Amor nicht nach Afrika begleiten, sondern nahm an seinen Berichterstattungen in New York und an seinem weiteren beruflichen Werdegang teil. Er ist inzwischen, nicht zuletzt dank unserer Unterstützung, amerikanischer Staatsbürger und Assistenzprofessor geworden.
Wir sind aber besonders darauf stolz, dadurch auch Partner des Millenium Villages Projektes geworden zu sein. Dieses wird während fünf Jahren, das heisst bis 2015 insgesamt 400‘000 Personen erreicht haben, mit Gesamtkosten von 110$ pro Person und Jahr. Dadurch konnte die Erkrankungshäufigkeit an Malaria von 43 auf 11 % gesenkt werden.
Gleichzeitig hat sich der Ertrag der Landwirtschaft dort stark verbessert, gibt es Geburtenkontrolle, sind Geburten sicherer und das Wasser trinkbar geworden und gehen mehr Kinder zu Schule- ein Erfolgsmodell für Afrika.
Ende 2007 betrug der Vermögensstand von Swiss Lung erstmals über eine Million Franken. Die Performance bei der ZKB unter den wachsamen Augen unseres Quästors Raymond Wegmann hat bis heute im Mittel über 3% jährlich betragen.
Neue Vorschriften zwangen zur Wahl einer nicht mehr ehrenamtlichen Revisionsstelle, der Budliger Treuhand AG, vertreten durch Hans Scherrer. Swiss Lung finanzierte unter anderem auch die Publikation einer Broschüre über Luftverschmutzung und Gesundheit von Nino Künzli in deutscher Sprache und einen Bericht der amerikanischen Lungenärzte über die Folgen der globalen Erwärmung (Climate Change and Human Health) entscheidend mit.
Neu vergibt Swiss Lung seit 2011 den Swiss Aerosol Award, einen jährlichen Preis in der Höhe von CHF 10‘000 für die beste wissenschaftliche Publikationen auf dem Gebiet der internationalen Aerosol-Forschung in der Schweiz.
Er wird jeweils im November anlässlich der Jahrestagung der Swiss Aerosol Group vor vielen jungen Forscherinnen und Forschern vom Präsidenten übergeben.
Leider hat uns Caspar Hürlimann Ende 2010 altershalber seinen Rücktritt eingereicht. Er hatte sich seit der Gründung 1988 selbstlos und immer erfolgreich für die Stiftung eingesetzt und uns vor juristischem Malheur verschont.
Im Jahr 2012 erhielten wir die bisher grösste Einzelspende von 50‘000 Franken von der Fondation Madrugada in Vaduz ohne Auflagen. Sonst sind ausser den Zuwendungen des Präsidenten bisher nur Trauerspenden und wenige Einzelspenden eingegangen.
Jetzt startete ein weiteres grosses Projekt, die East African Training Initiative in Äthiopien zusammen mit der World Lung Foundation in New York: auf Anregung einer äthiopischen Ärztin, welche ich in New York bei meinen längeren Aufenthalten nach der Pensionierung kennen und schätzen gelernt habe, sollen Lungenärzte in Aethiopien selber ausgebildet werden.
Das 80 Millionen Volk mit vielen Lungen- und Tuberkulosekranken hat keinen einzigen Lungenarzt im öffentlichen Gesundheitssystem. Deshalb soll mit Unterstützung des dortigen Gesundheitsministers ein Ausbildungsprogramm aufgebaut werden. Es sieht vor, jährlich zwei bis drei Ärzte im Universitätsspital von Addis Abeba unter Anleitung durch von uns finanzierte Lehrärzten aus den USA und der Schweiz weiterzubilden.
Ich konnte mich selber beim Start des Programms im Januar 2013 dort vergewissern, dass gute Aussicht auf Erfolg dieses auf drei Jahre ausgelegten Projekts besteht. Swiss Lung beteiligt sich mit je 50‘000 US$ pro Jahr. Das Projekt wird von der World Lung Foundation unter Leitung von Prof. Neil Schluger auch finanziell mitgetragen.
An seiner letzten Sitzung am 26. September 2013 in Zürich hat der Stiftungsrat die Anschaffung eines Messgeräts für ultrafeine oder Nanopartikel bewilligt, um diese unsichtbare Gefahr ausgehend von Dieselmotoren ohne Partikelfilter besser sichtbar zu machen. Gleichzeitig gab er Pieter Langloh einen Rahmenkredit für die medizinische Betreuung von Sanspapiers ohne Krankenkasse mit Lungenkrankheiten.
So erfüllt die Stiftung nach wie vor ihren vor 25 Jahren formulierten guten Zweck, die Fort- und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten, die Aufklärung der Bevölkerung und die Unterstützung finanziell bedürftiger Lungenkranker. Ich bin sehr dankbar für die gute ehrenamtliche Mitarbeit der Stiftungsräte und die Grosszügigkeit unserer Spender.
Wald, November 2013
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